Case Study: Poetry-Slam-Workshop für die Präsentationsprüfung (MSA)

Ein spannendes Beispielprojekt mit einer hessischen Gesamtschule im Juli 2024: Hier waren wir für zwei Tage mit vier Workshop-Leitungen vor Ort, um eine ganze Jahrgangsstufe auf kreativ-spielerische Weise auf die im nächsten Jahr anstehende Präsentationsprüfung vorzubereiten (in Hessen verpflichtend für den MSA). Das Konzept dazu hatten wir vergleichsweise spontan für diesen Anlass erstellt – und weil es direkt super funktioniert hat, ist es für uns schließlich zum Prototyp geworden für ein weitreichendes Konzept, bei dem wir Poetry Slam und andere Kreativ-Formate nutzen, um Schüler:innen oder auch Student:innen für konkrete Präsentations- und Prüfungssituationen zu empowern.

Mitte Juni 2024 erreichte uns eine spannende E-Mail von der Lehrerin einer Gesamtschule in einer hessischen Kleinstadt, die sehr kurzfristig zu einem tollen Projekt geführt und schließlich den Anstoß für ein großangelegtes Workshop-Konzept gegeben hat. Und zwar ging es um den Wunsch, einen Poetry-Slam-Workshop in die anstehende Projektwoche für die 9. Jahrgangsstufe zu integrieren. Nicht einfach als bereicherndes Kreativ-Angebot, sondern mit einer klaren Mission: die Schüler:innen, die nach den Sommerferien mit dem Ziel des Mittleren Schulabschlusses bzw. Realschulabschluss zurückkehren, in ihren rhetorischen Fähigkeiten zu schulen und so auf die Präsentationsprüfung vorzubereiten, die im ersten Halbjahr der 10. Klasse absolviert werden muss und die für den Abschluss eine große Rolle spielen wird.

An der Schule nutzen sie die Projektwoche schon länger genau dafür – wobei bislang die Lehrer:innen selbst immer mit den Gruppen gearbeitet hatten, auf eher klassische Weise mit Schwerpunkten wie Recherche, Textarbeit, Vortrag und PowerPoint. In der Zusammenarbeit mit uns geht es nun darum, etwas mehr Schwung ins Thema zu bringen, die Jugendlichen über den Aufhänger Poetry Slam stärker zu motivieren, sie zu inspirieren und ihnen über den lockeren Zugang auch Mut und Sicherheit zu geben bei der Vorstellung, vor fremden Menschen zu präsentieren. Eine Aufgabe, der wir uns sehr gerne stellen – zumal der Fokus auf die Präsentationsprüfung eine willkommene Gelegenheit bietet, um zu zeigen, wo die eigentlichen Benefits der meisten Poetry-Slam-Workshops liegen: nämlich nicht im kreativen Schreiben und Auftreten als Selbstzweck, sondern vielmehr im damit einhergehenden Aufbau eines Skillsets, das uns in zahlreichen Situationen im Leben massiv weiterhilft. Unter anderem eben bei einer bevorstehenden Prüfung, von der viel abhängt. Mit ihren speziellen Anforderungen ist die Präsentationsprüfung hier natürlich geradezu ein Musterbeispiel.

Spontane Herausforderung: in der Kürze der Zeit das perfekte Workshop-Team zusammenstellen

Das Zeitfenster ist sportlich – denn knapp drei Wochen nach dem ersten Kontakt sollen auch schon die Workshops starten. Dabei erwarten uns vier Gruppen, die parallel von jeweils einer Workshop-Leitung betreut werden müssen. Also benötigen wir kurzfristig vier erfahrene Personen, die auf die Altersgruppe eingestellt sind und im Rahmen eines übergreifenden Konzepts arbeiten können, das wir innerhalb der nächsten Tage für das Projekt zusammenstellen. In der Kürze der Zeit gar nicht so einfach, auch weil wir in Hessen (noch) nicht ganz so gut vernetzt sind wie im Ruhrgebiet und in NRW und deshalb erst evaluieren müssen, wer aktuell in der Region verlässlich professionelle Workshop-Arbeit leistet. Am Ende entscheiden wir uns dazu, zwei Poetry Slammerinnen aus Frankfurt und Hanau einzubinden, mit denen wir ein Jahr zuvor schon einmal bei einem Workshop-Projekt zusammengearbeitet haben. Und dazu mit zwei Personen aus unserem engeren Kreis aus NRW anzureisen. So haben wir das perfekte Team und sind offen gestanden absolut froh, als wir nach einem kurzen Abstimmungsprozess die Zusammenstellung des Workshop-Teams endlich erfolgreich abschließen können.

Im Team ist dann übrigens auch Artbookings-Gründer Marius persönlich, der generell gerne zumindest am Anfang einmal dabei ist, wenn neue Kooperationen entstehen und/oder erstmals neue Projekt-Konzepte umgesetzt werden. Um ein besseres Gefühl für den Kontext und für das große Ganze dann auch in der Praxis zu bekommen, um ein Auge aufs Geschehen zu haben und bei Bedarf nachsteuern zu können – und um direkt schon für die langfristige Weiterentwicklung zu analysieren: Was funktioniert besonders gut? Wo gibt es eventuelle Herausforderungen? Was sind die genauen Bedürfnisse der Schüler:innen, was bringen sie bereits mit? Plus viele weitere Fragen und Aspekte, die sich meist erst in der Umsetzung so richtig offenbaren. Davon ab steht Marius neben den strategischen Aufgaben auch einfach immer noch sehr gerne auf der Bühne und gibt Workshops, sofern die Umstände es zulassen und er mit seinen Fähigkeiten gut ins Projekt passt.

Neue Mission – passgenaues Konzept

Während die Auswahl der Workshop-Leitungen läuft, entwickeln wir ein übergreifendes Projektkonzept für die bevorstehende Mission. Dabei geht es vor allem um grundlegende Inhalte, Schwerpunkte und Ziele, die in allen Workshops angemessen vertreten und erfüllt sein müssen, um den Erfolg des Projekts zu garantieren – davon ab sollen die jeweiligen Leitungen gerne mit ihrem bewährten Repertoire arbeiten. Außerdem überlegen wir uns, wie und wann genau wir den insgesamt zweitägigen Workshop in die vier aktiven Tage der Projektwoche integrieren.

In den Vorgesprächen mit der hauptverantwortlichen Lehrerin ergibt sich außerdem die Idee, dem Workshop eine kleine Show mit den am Projekt beteiligten Slammer:innen voranzustellen. So haben uns die Schüler:innen schon mal auf der Bühne gesehen und eine klare Vorstellung davon, was Poetry Slam überhaupt ist – denn das lässt sich wesentlich besser zeigen als erklären. Außerdem bekommen sie einen Eindruck davon, wie sich Themen auch mal anders präsentieren lassen und was für einen riesigen Unterschied das für die Wirkung auf die Zuhörer:innenschaft bedeuten kann. Daran können wir dann mit dem anschließenden Workshop direkt anknüpfen – und die Idee an sich gefällt uns schon so gut, dass wir sie auf jeden Fall für weitere Projekte nutzen werden.

Inhalte des Workshops

Mit diesem „Grundplan“ sind wir in die Workshops zur Präsentationsprüfung (MSA) gegangen – jedoch flexibel für Anpassungen, um auf Wünsche der Schüler:innen eingehen zu können und/oder wenn sich aus der Dynamik heraus eine andere Vorgehensweise als sinnvoller herausstellt.

Group of colleagues people brainstorming

Tag 1 (2 WE):

  • Einblick: Was ist Poetry Slam und warum ist das Format spannend für mich – auch und gerade mit Blick auf Schule, Job & Leben?
  • Impulse & Techniken zur Ideenfindung
  • ein bis zwei kurze Schreibübungen + gemeinsame Reflexion

WE = Workshop-Einheiten à 45 Minuten

Tag 2 (4 WE):

  • Schreiben für die Bühne / für Präsentationssituationen: Besonderheiten, Tricks & Co.
  • Bühnensituationen & Rollenfindung
  • Sprechen & Performance: Wie wird ein Text lebendig & spürbar?
  • Atem- & Stimmübungen + Tipps zur Vorbereitung
  • Testläufe + Feedback

Überraschend schnell gesichert: Finanzierung – dank löwenstarkem Förderprogramm

Wo wir vorab eine größere Hürde vermutet hatten, läuft es überraschend einfach: bei der Finanzierung. Erfahrungsgemäß sind die verfügbaren Mittel im Schulbereich meist eher knapp bemessen. Und während sich kurze Impuls-Workshops noch recht gut einplanen lassen, wird es bei größeren Konzepten, die mehrere Personen umfassen und einen größeren Vorbereitungsaufwand bedeuten, mitunter schon echt knifflig. Je nach Szenario können wir manchmal mit rabattierten Preisen arbeiten und/oder den Leistungs-Umfang anpassen, damit ein tolles Projekt trotz schwieriger Bedingungen stattfinden kann. Nur sind wir natürlich auch eingeschränkt in unseren Möglichkeiten, gerade wenn wir selbst größere Verpflichtungen eingehen mit den Buchungen der Künstler:innen sowie mit Rundumkosten für Fahrten, Übernachtungen etc.

In diesem Fall braucht es dankenswerter keine komplexeren Gespräche dazu: Unser fair kalkuliertes Angebot wird von der Schule direkt in einen Förderantrag übernommen für das zu dem Zeitpunkt noch aktive Landesprogramm Löwenstark – und wenige Tage später ist die Finanzierung bereits bestätigt. In dieser Geschwindigkeit sicher kein Standardszenario, dafür umso schöner als motivierende Erfahrungen, die uns auch dazu anregt, uns auch als Agentur stärker mit Förderstrukturen auseinanderzusetzen. Denn wenn wir uns hier gut auskennen, können wir künftig Schulen direkt die passenden Förderprogramme empfehlen und unsere Konzepte teilweise schon vorab auf die entsprechenden Rahmenbedingungen ausrichten.

 

Gelungene Umsetzung & starkes Engagement der Schüler:innen …

Am 10. Juli ist es schließlich so weit: Wir treffen uns morgens kurz vor Projektstart mit den vier Workshop-Leitungen in einem Besprechungsraum der Schule, der uns für die zwei Tage als Rückzugsort zur Verfügung gestellt wird (mit großartiger Gastfreundschaft und bester Grundversorgung mit Kaffee, Tee und Keksen). Während sich die Schüler:innen allmählich in der Aula zusammenfinden, besprechen wir noch die letzten Details untereinander und mit unseren Ansprechpartner:innen von der Schule. Dann geht es rüber in die Aula und die Show beginnt …

Die läuft super und wir sind tatsächlich ein bisschen überrascht, wie ruhig und aufmerksam die Schüler:innen sind. Alles andere als eine Selbstverständlichkeit in diesem Kontext, zumal wir feststellen, dass unsere kleine Poetry-Slam-Show mit je zwei Texten von den vier Workshop-Leitungen insgesamt etwas zu lang geraten ist und der viele Input aus sehr unterschiedlichen Texten schon auch fordert. Für die Zukunft nehmen wir das Learning mit, die Bühnenzeit eher kürzer zu gestalten – ein Text pro Person reicht hier für den gewünschten Effekt auch vollkommen aus und mit einer etwa halbstündigen Show können wir die Aufmerksamkeit noch besser halten und haben bei Bedarf noch Zeit für eine interaktive Fragerunde.

Die folgt dann im anschließenden Workshop-Block, wo wir die Show kurz in unseren Gruppen mit jeweils ca. 12 bis 15 Schüler:innen reflektieren. Danach geht es schon sehr schnell ins erste Schreiben, ins Ideen sammeln und auch schon als lockere Übung in Kleingruppen die ersten Mini-Vorträge zu den verschiedensten Themen halten. Die Stimmung ist lebhaft, mitunter ein bisschen unruhig, aber die Jugendlichen sind sehr engagiert, wirklich alle bringen etwas zu Papier und beim Vorlesen in der Runde zeigen sich viele gute Ideen und Gedanken. Ähnlich verläuft dann auch der zweite Workshop-Tag, wo wir mit einem größeren, insgesamt vier Schulstunden umfassenden Block die Aktivitäten intensivieren, tiefer in Themen gehen, längere Schreib-Sessions durchführen und natürlich noch das eigentliche Präsentieren stärker in den Fokus rücken, um Hürden abzubauen und den Schüler:innen ein Gefühl von Sicherheit zu geben mit Blick auf die Präsentationsprüfung im nächsten Schuljahr. Am Ende sind wir sehr zufrieden – denn tatsächlich passiert im Workshop noch einiges mehr, als wir ursprünglich eingeplant hatten:

… mit tollen Ergebnissen – über die Erwartungen hinaus!

Während die Hauptziele darin lagen, die Schüler:innen in ihren Schreib- und Präsentationskompetenzen zu stärken und eventuelle Ängste zu nehmen, kommen wir in der Umsetzung tatsächlich schon ein ganzes Stück weiter: Angeregt durch die ersten Übungen sind die Schüler:innen bereits in der Auseinandersetzung mit möglichen Themen für die Präsentationsprüfung und wir merken, dass wir direkt schon in die genauere Themenfindung gehen können. Das war so nicht geplant und wir passen unser Vorgehen nur allzu gerne an diese Entwicklung an.

Im weiteren Workshop-Verlauf haben die meisten, wenn nicht gar alle Schüler:innen bereits einen konkreten Ansatzpunkt und können in den Übungen aktiv damit arbeiten. Die Feedbackrunden zu den geschriebenen Texten helfen dabei, die Gedanken zu schärfen und neue Sichtweisen miteinzubeziehen. Und wir spüren: Jetzt können nicht nur alle der bevorstehenden Aufgabe zuversichtlich entgegenblicken – die ersten wichtigen Schritte sind auch schon getan. Am Ende gehen wir mit einem guten Gefühl aus dem Workshop und die Schüler:innen können umso entspannter in die Ferien starten.

Weiterführende Gedanken zu dem Projekt: zufälliger Startschuss für ein dauerhaftes Konzept

Es ist spannend, wie ein spontan zustande gekommenes Projekt mit einem innerhalb kürzester Zeit dafür entwickelten Workshop-Konzept schließlich den Anstoß gibt für den Aufbau eines Programms, das wir künftig flächendeckend für die Vorbereitung auf Prüfungssituationen anbieten möchten – ob mit Blick auf die in Hessen und Berlin-Brandenburg übliche Präsentationsprüfung, die mündliche Abitur-Prüfung oder andere schulische Aufgaben. Die Anfrage der Gesamtschule hat uns bewusst gemacht, dass die „Mission“ von Poetry-Slam-Workshops auch im schulischen Bereich gerne über grundsätzliche Kompetenzförderung in den Bereichen sprachliche Bildung und Kreativität hinausgehen darf. Und dass es ganz konkrete Herausforderungen gibt, bei denen wir sehr gut mit unserem Angebot unterstützen können. Im Gespräch mit den Lehrerinnen wurde nur allzu deutlich, dass hier ein großer Bedarf besteht. Also schaffen wir gerne die Strukturen, um zumindest Teile davon mit entsprechend ausgerichteten Workshops abzudecken, die den Schüler:innen wirklich etwas bringen für ihren weiteren schulischen und beruflichen und beruflichen Weg – und dabei auch noch Spaß machen und dazu motivieren, kreativen Denkweisen generell mehr Platz im eigenen Leben einzuräumen.

Das Projekt war eine tolle Inspiration und hat uns neben den Impulsen quasi direkt einen ersten Testlauf ermöglicht mit spannenden Erfahrungen und Einblicken, auf denen wir nun aufbauen: indem wir das bestehende Workshop-Konzept ausbauen, verfeinern und dann im Zuge weiterer Umsetzungsphasen beständig weiterentwickeln. Parallel dazu schauen wir auf verschiedenen Wegen, wie diese Poetry-Slam-Workshops mit Blick auf (Präsentations-)Prüfungen künftig finanziert werden können. Um den Schulen künftig direkt passende Förderprogramme vorschlagen zu können und bei der Beantragung zu unterstützen oder vielleicht sogar mithilfe einer großen Ankerförderung oder einem Sponsoring die Finanzierung direkt mitzuliefern. Wenn du Ideen dazu hast bzw. passende Förderprogramme weißt: Wir sind dankbar für jeden Tipp!

Einen lieben Dank auch an dieser Stelle an die Lehrerin, die all das in Gang gesetzt an, an das Schulleitungs-Team sowie die weiteren beteiligten Lehrerinnen! Die Zusammenarbeit hat sehr viel Spaß gemacht, wir haben uns an der Schule bestens aufgehoben gefühlt und nehmen durch die Gespräche richtig gute Impulse für kommende Projekte mit. Und natürlich hoffen wir sehr, dass wir in Zukunft noch einmal an die Kooperation anschließen können.

Businesswoman looking through blinds

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