Ein Szenario, mit dem wir relativ häufig zu tun haben: Eine Lehrperson meldet sich bei uns mit dem Anliegen, eine Unterrichtseinheit zum Thema Poetry Slam durchzuführen. Meist für eine einzelne Klasse, weil es gerade gut zu den Lernzielen und Lerninhalten im Fach Deutsch passt. Manchmal auch als Ergänzungsprogramm für eine ausgewählte Schüler:innen-Gruppe oder gar für eine gesamte Jahrgangsstufe – wobei wir dann mit mehreren parallel stattfindenden Workshops arbeiten.
Die Inhalte, Themen-Schwerpunkte sowie die Workshop-Länge können wir ganz auf den aktuellen Bedarf der Gruppe ausrichten. Für einen ersten Impuls und einen kurzen Einblick ins Format können zwei Schulstunden bereits vollkommen ausreichend sein. Um wirklich ins aktive Schreiben zu kommen und nach Möglichkeit noch die eine oder andere Performance-Übung mit der Gruppe durchzuführen, ist ein Workshop ab einer Länge von mindestens vier Schulstunden empfehlenswert. Dann können wir beispielsweise mit dem folgenden Aufbau arbeiten:
- Einblick: Was ist Poetry Slam und warum ist das Format spannend für mich?
- Impulse & Techniken zur Ideenfindung
- ein bis zwei kurze Schreibübungen + gemeinsame Reflexion
- optional: inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Schwerpunkt-Thema
- Tipps & Tricks für Bühnensituationen
- Impulse zum Weitermachen (allein oder im Unterricht)
Wenn die Umstände es zulassen, können wir auch einen ein- bis zweitägigen Workshop daraus machen. Zwei Tage – zusammenhängend oder mit ein bis zwei Wochen Pause dazwischen – sind der perfekte Rahmen, um mit den Schüler:innen erste bühnenreife Texte zu schreiben und gemeinsam eine kleine Show zu gestalten. Ob im Rahmen der Gruppe oder tatsächlich mit richtigem Publikum aus dem persönlichen Umfeld. Außerdem können wir interessierte Schüler:innen im Anschluss an kleinere Poetry Slams in der Umgebung verweisen, um sich auch einmal auf einer regulären Slam-Bühne auszuprobieren und Kontakte zur Szene zu knüpfen.
Ebenso ist statt eines Workshop-Blocks auch eine wöchentliche Schreibwerkstatt denkbar, die dann nach einem halben Jahr oder Jahr ihren besonderen Abschluss findet mit einem Poetry Slam, bei dem alle Teilnehmer:innen ihre Texte vorstellen.
Hin und wieder erreichen uns Anfragen von Volkshochschulen oder vergleichbaren Bildungseinrichtungen, die gerne einen Kurs rund um Poetry Slam anbieten möchten. Eine schöne Sache und erfahrungsgemäß ein äußerst dankbarer Rahmen für unsere Workshop-Arbeit – denn das Teilnehmer:innen-Feld ist hier oft sehr vielfältig und sorgt für eine spannende Dynamik mit viel Austausch auch zwischen den Teilnehmenden. Doch leider sind Projekte in diesem Kontext meist mit einer wesentlichen Hürde verbunden: Die üblichen Sätze für VHS-Kursleitungen bewegen sich weit unterhalb der Bedingungen, die für uns wirtschaftlich sind. Das lässt sich mitunter lösen durch Förderungen oder Kooperationen – beispielsweise mit dem lokalen Kulturbüro –, um mit zusätzlicher finanzieller Unterstützung eine für alle Seiten realistische Einigung zu finden. Oder wir können Poetry Slammer:innen unserem Umfeld dafür gewinnen, deren künstlerische Selbstständigkeit sich noch im Aufbau befindet, bloß nebenberuflich stattfindet oder wo gerade aus welchen Gründen auch immer zeitliche Kapazitäten bestehen, ohne dass finanzielle Fragen eine wesentliche Rolle spielen. (Wir raten Menschen aus unserer Szene generell sehr gerne dazu, VHS-Kurse zu geben, weil wir das Prinzip an sich super finden und die Strukturen liebend gerne unterstützen, wenn wir die Möglichkeit dazu haben.) Nur betrifft das natürlich eher Ausnahmefälle, während wir prinzipiell darauf achten müssen, dass die Gagenhöhen auch den realen Umständen einer künstlerischen Selbstständigkeit gerecht werden. Nichtsdestoweniger lässt sich in den meisten Fällen einen Weg finden, um das Vorhaben möglich zu machen.
Flexible Workshop-Planung – vorzugsweise im Block, aber auch wöchentlich denkbar
Ist die Finanzierungsfrage geregelt, sind Workshops in diesem Rahmen flexibel umsetzbar – wobei wir in der Regel zu Block-Angeboten raten: beispielsweise ein Wochenende mit jeweils 8 Unterrichts-Einheiten (UE) à 45 Minuten pro Tag oder zwei Workshop-Tage mit ein bis zwei Wochen Zeit zwischen den Terminen. Die erste Variante ist super, um an einem Wochenende das volle Programm zu bieten und die Teilnehmer:innen anschließend motiviert und mit ein bis zwei fertigen Texten im Gepäck zurück in ihren Alltag zu schicken. Die zweite Variante bietet den Vorteil, dass die Teilnehmer:innen die Impulse vom ersten Termin in Ruhe wirken lassen können und die Zeit bis zum zweiten Termin oft nutzen, um eigenständig weiterzuschreiben. Damit „verbrauchen“ wir weniger reine Schreibzeit während des Workshops und können uns im zweiten Teil mehr auf das Verfeinern der Texte mithilfe von Feedback-Runden sowie die Vorbereitung eines wirkungsvollen Vortrags fokussieren. Dafür kann es hier leichter passieren, dass einzelne Teilnehmende bei der späteren Session nicht mehr dabei sind, weil andere Dinge aus dem alltäglichen Leben dazwischen gekommen sind. Konzentriert auf ein Wochenende ist das Gefühl der Verbindlichkeit höher und die Motivation kann leichter gehalten werden, weil es wenig Gelegenheit für Störfaktoren gibt.
Welche Vorgehensweise für die Terminplanung am sinnvollsten ist, kommt ganz auf die Umstände an. Prinzipiell sind auch wöchentliche Termine über mehrere Wochen und Monate denkbar – das wägen wir dann am besten gemeinsam ab, sobald die genauen Gegebenheiten sowie die Zielgruppe feststehen.
Thematisch offenes Angebot zur Entfaltung der eigenen Kreativität oder projektbezogenes Arbeiten – immer genau abgestimmt auf die Teilnehmer:innen
Während sich der Grundaufbau unserer Poetry-Slam-Workshops oft ähnelt, stimmen wir die genauere Ausrichtung immer auf das jeweilige Vorhaben ab. Mitunter noch während des laufenden Betriebs – denn gerade bei offenen Angeboten wissen wir vorab oft gar nicht, welche Vorerfahrungen, Erwartungen und Wünsche die Teilnehmer:innen mitbringen. Das fragen wir in einer Kennenlernrunde zu Beginn ab und gehen dann nach Möglichkeit im weiteren Workshop-Verlauf darauf ein, solange es in den grundsätzlichen Rahmen passt. Generell ist uns wichtig, dass die Gruppe viel für sich mitnimmt und Spaß dabei hat. Eventuelle Kursanpassungen helfen sehr dabei, dass alle sich abgeholt und ernst genommen fühlen – und damit umso mehr dabei sind.
Wir können den Workshop als offenes Kreativangebot gestalten, wo die Teilnehmenden Poetry Slam kennenlernen und ungezwungen ausprobieren können – auf Wunsch auch mit Schwerpunktsetzung, beispielsweise auf das Schreiben oder auf die Bühnenarbeit. Oder wir können den Blick auf ein bestimmtes Thema richten wie Nachhaltigkeit, Demokratieförderung, Soziale Medien, Zukunft etc. Das kann mitunter sinnvoll sein für die Einbindung in ein Förderprogramm oder um im vollen Einklang mit dem Jahresmotto einer Einrichtung zu agieren. Und hilft tatsächlich auch beim Kreativprozess, weil eine thematische Orientierung die Teilnehmenden erfahrungsgemäß schneller in Aktion bringt, als wenn sie sich erst überlegen müssen, worüber sie eigentlich schreiben wollen. (Davon ab wird Limitierung auch ganz bewusst als Kreativ-Technik genutzt: Nimm mir Möglichkeiten und ich entwickle automatisch mehr Ideen mit dem, was mir noch zur Verfügung steht.) Welches Vorgehen am sinnvollsten ist, entscheiden wir von Fall zu Fall – selbstverständlich in enger Abstimmung mit der jeweiligen Programmbereichsleitung.
Ablauf & Inhalte am Beispiel eines Wochenend-Workshops
In der Regel halten wir unsere Workshop-Abläufe halbwegs flexibel – insbesondere wenn wir vorab noch sehr wenig über unser Teilnehmer:innen-Feld sowie die von ihnen mitgebrachten Erwartungen und Wünsche wissen. Also arbeiten wir bevorzugt mit einem „Grundgerüst“, das wir im Vorfeld zusammenstellen und später an die Situation anpassen können. Das kann für einen Wochenend-Workshop beispielsweise so aussehen:
Termin 1:
- Einblick: Was ist Poetry Slam und warum ist das Format spannend für mich?
- Einstieg ins kreative Schreiben
- Sofern vorgesehen: Input & Austausch zum Workshop-Thema
- Impulse & Techniken zur Ideenfindung
- Schreibübungen + Feedbackrunden
- Zielsetzung & Mindset
- Schreibaufgabe bis zum nächsten Termin
Termin 2:
- Vorstellung der Texte
- betreutes Feilen am Text
- Sprechen & Performance: Wie wird ein Text lebendig & spürbar?
- Vorbereitung auf die Bühne oder eine Aufnahmesituation
- Abschlusspräsentation – intern in kleiner Runde oder im Rahmen einer offen Veranstaltung
Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Kursen
Poetry Slam als Medium lässt sich auf den unterschiedlichsten Wegen verwirklich: ob rein schriftlich für einen selbst, für den Blog oder gar ein Buch, ob auf der Bühne im kleinen wie im großen Kreis, als Audio zum Lauschen oder auch als Foto-Story oder Poetry Clip. Damit bieten sich zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Kursen, die sich mit den jeweiligen Ausdrucksformen und Techniken beschäftigen. So könnten die Teilnehmenden beispielsweise im Poetry-Slam-Workshop ihre Ideen und Inhalte formulieren, die sie dann in einem Theater-, Sound- oder Video-Kurs zu einer neuen Ausdrucksform weiterentwickeln. Ebenso sind Cross-Formate denkbar, wo beispielsweise Schreibende und Zeichnende ihre Arbeiten miteinander verschränken oder im Zusammenspiel von Poetry Slam und Musik neue Dimensionen erschlossen werden. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt und wir sind stets offen für neue Herangehensweisen, wenn sich entsprechende Gelegenheiten bieten.