Gedicht schreiben (lassen) – von erfahrenen Poetry Slammer:innen

Warum hast du dich ausgerechnet für ein Gedicht als Form entschieden? Was versprichst du dir davon – und was sind deine konkreten Erwartungen an uns?

„Ich möchte, dass meine Rede etwas Besonderes wird, woran sich die Leute später noch erinnern.“

„Meine Freundin liebt Gedichte und überhaupt schöne Sprache – ich bin nur nicht sonderlich gut darin, selbst so etwas zu verfassen. Umso größer wird die Überraschung …“

Ist das Gedicht für eine bestimmte Person gedacht, für eine Gruppe – vielleicht auch einfach für dich selbst? Wen wollen wir damit erreichen und in welchem Verhältnis stehst du zu diesen Menschen?

„Das Gedicht ist für meine beste Freundin gedacht. Wir haben schon sehr viel zusammen erlebt, sind oft gemeinsam im Urlaub. Und sie weiß eigentlich alles über mich.“

„Für meine Eltern. Wir verstehen uns gut, sprechen aber nicht allzu oft (deswegen möchte ich auch diesmal etwas Besonderes machen). Das Verhältnis ist herzlich und zugleich immer etwas distanziert. Bei der Feier sind Nachbarn, Freunde etc. eingeladen. Einige davon kennen sie schon seit Jahrzehnten.“

Wenn du deine Botschaft in einem einzigen Satz oder in wenigen Stichworten zusammenfassen müsstest: Wie lautet sie? Was ist es, was deinem Gegenüber oder deinem Publikum vor allem im Gedächtnis bleiben soll?

„Ich möchte, dass meine beste Freundin noch einmal deutlich spürt, wie wichtig sie mir ist und wie sehr ich unsere gemeinsamen Erlebnisse zu schätzen weiß – auch wenn wir alltagsbedingt nicht mehr so viel Zeit zusammen haben wie früher.“

„Ich möchte dem Hochzeitspaar noch einmal in Erinnerung rufen, wie absolut großartig die beiden zusammen sind. Dass wir glücklich sind, sie in unserem Leben zu wissen – und uns freuen, dass sie nun diesen Schritt nun gehen.

Eher ein kleiner besonderer Akzent, der in wenigen Worten das Wichtigste ausdrückt, oder ein mehrminütiger Vortrag? Vom ca. 30-sekündigen Kurzgedicht bis hin zur 10-minütigen Hochzeitsrede für mehrere Personen ist quasi alles denkbar.

Handelt es sich bei dem Gedicht um ein sehr persönliches Geschenk, das du ihr in einem ruhigen Moment vorliest oder vielleicht auch einfach als schön ausgedruckten (oder sorgsam per Hand geschrieben) Text überreichst? Oder ist es für einen feierlichen Moment mit einer größeren Gruppe von Menschen gedacht? Je besser wir über den Rahmen Bescheid wissen, desto besser können wir die Tonalität darauf ausrichten.

Ob stilistisch, vom inhaltlichen Aufbau her oder in welcher Hinsicht auch immer: Hast du schon ein bestimmtes Bild im Kopf, wie das Gedicht später sein soll? Für uns ist es wichtig zu wissen, ob es schon eine bestimmte Richtung gibt oder wir anhand der gelieferten Infos vollkommen frei die aus unserer Sicht beste Ausgestaltung entwickeln können.

„Ich hatte mir gedacht, wir könnten vielleicht mit den Erinnerungen anfangen, die gemeinsame Geschichte ins Gedächtnis rufen, um dann das Hier und Jetzt wertzuschätzen, diesen besonderen Moment – und dann mit besten Wünschen für die Zukunft abzuschließen.“

„Wir haben da diesen alten Song, den wir beide so lieben – an den würde ich gerne irgendwie anknüpfen. Vielleicht können wir ja sogar eine Zeile daraus mit einbauen?“

Wenn das Gedicht für einen nahestehenden Menschen ist, habt ihr ja eine gemeinsame Geschichte: Woran davon erinnerst du dich immer wieder gerne? Gab es besondere Erlebnisse, witzige Anekdoten, etwas anderes von Bedeutung? Für Hochzeiten, Geburtstage etc. kann es mitunter auch sinnvoll sein, andere Personen aus dem persönlichen Umfeld dazu zu befragen, um noch mehr Anknüpfungspunkte zu haben.

Eher fröhlich und humorvoll oder darf es ruhig auch emotional werden, wobei sicher die eine oder andere Träne weggedrückt wird? Wollen wir gedankenvoll reflektieren und das Schwelgen in Erinnerungen genießen oder wollen wir vor allem bestärken und mit Zuversicht in eine spannende Zukunft blicken? Je nach Anlass, Kontext und Länge des Gedichtes können wir natürlich auch verschiedene Stimmungen miteinander kombinieren.

Das betrifft vor allem längere Text-Varianten: Wünschst du dir ein typisches Gedicht mit Reimen oder darf es etwas freier gehalten sein? So kann Lyrik auch ohne Reime sehr schön sein oder wir können Gedichtzeilen mit Prosa-Passagen kombinieren – was bei mehrminütigen Vorträgen oft sinnvoll ist, weil die stilistische Abwechslung die Aufmerksamkeit besser hält als eine eher gleich bleibende Sprechmelodie. Außerdem haben Lyrik und Prosa unterschiedliche Stärken, die wir so sinnvoll miteinander vereinen können.